Hintergrund: Zeit zum Essen

Warum soll man sich Zeit zum Essen nehmen?

Vieles spricht für ein langsames Essen. Der Geschmack als wichtigster Genussfaktor entsteht nur, solange das Essen im Mund ist. Essen als Gemeinschaftserlebnis benötigt Zeit für Unterhaltungen und wer langsam isst, wird wahrscheinlich seltener dick. Dies bestätigt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und empfiehlt in ihren „10 Regeln für eine vollwertige Ernährung“, achtsam zu essen und das Essen zu genießen.

Früher dachte man: Sobald der Magen voll ist, löst er durch die Magendehnung ein Sättigungsgefühl aus. Heute wissen wir, dass unterschiedliche Faktoren Hunger und Sättigung beeinflussen können. Wissenschaftler unterscheiden zwischen den inneren Signalen des Körpers, äußeren Reizen, die z.B. vom Duft oder Aussehen der Speise bis zu kulturellen und Umwelteinflüssen reichen und zwischen den bewussten Entscheidungen.

Wie entsteht ein Sättigungsgefühl?

Hunger, Durst und Sättigung sind innere Körpersignale. Bei Hunger und Durst ist es relativ einfach. Durst signalisiert der Körper, wenn Flüssigkeit fehlt. Hungersignale werden ausgesandt, wenn der Magen leer ist oder dem Körper bestimmte Nährstoffe fehlen. Beim Sättigungsgefühl ist es komplizierter. Hier wirken unterschiedliche Reiz- und Signalmechanismen.

Wie der Körper feststellt, ob Sättigung vorliegt oder bestimmte Nährstoffe fehlen, ist noch nicht vollständig erforscht. Die Reizwahrnehmung bei der Dehnung der Magenwand und die Weiterleitung entsprechender Signale an das Gehirn ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Auch in Darm und Leber wird der Nährstoffgehalt der aufgenommenen Nahrung „gemessen“ und die entsprechenden Signale an das Gehirn weitergeleitet. Hier erfolgt im Hypothalamus, einer speziellen Hirnregion, die Verarbeitung der Signale, die wiederum die Ausschüttung bestimmter Hormone und Botenstoffe im Körper reguliert.

Durch dieses komplexe Zusammenspiel von Verdauungsorganen und Gehirn stellt sich ein erstes Sättigungsgefühl meist erst ca. 15 bis 20 Minuten nach dem Beginn einer Mahlzeit ein.

Was daraus folgt ist logisch: Wer langsam und bewusst isst, kann die Sättigung noch während des Essens spüren, kann rechtzeitig aufhören und isst damit nicht über das für den Körper nötige Maß hinaus.

Langsames Essen beginnt beim Kauen

Wer langsam isst, sich also für eine Mahlzeit mindestens 30 Minuten Zeit nimmt, kann die Nahrung besser verdauen. Unliebsame Begleiterscheinungen wie Blähungen oder Sodbrennen treten seltener auf. Verdauen bedeutet für den Körper „Arbeit“, und die beginnt schon beim Kauen. Hierbei wird der Speisebrei mit Speichel vermischt, wobei die enthaltenen Enzyme die erste Stufe der Kohlenhydratverdauung anschieben. Je besser gekaut wird und je mehr Speichel sich bildet, desto leichter rutscht der Speisebrei auf seinem Weg durch die Speiseröhre.

Vorteile des langsamen Essens

Neben einer besseren Verdauung können die in einer Mahlzeit enthaltenen Nährstoffe optimaler verwertet werden, wenn man langsam isst.

Langsames Essen kann auch das Lebensgefühl steigern. Denn das Ergebnis ist ein Wohl- und Sättigungs- und kein Völlegefühl. Im besten Fall haben wir uns mit dem Essen eine Pause gegönnt und es als Genuss empfunden.

Essen als Gemeinschaftserlebnis

Auch „äußere Reize“ tragen zum Essgenuss und zum Wohlfühlen während der Mahlzeiten bei.
Einladende Essensräume in der Schule sind für Schülerinnen und Schüler wichtig. Sie entscheiden darüber, ob dort gerne mit Freunden gegessen wird und ob die Mittagspause als eine wiederkehrende willkommene Abwechslung im Schulalltag gelebt wird. Zeit ist dabei auch ein wichtiger Faktor. Denn Hektik, Lautstärke, langes Anstehen vor der Essensausgabe oder bei der Suche nach freien Plätzen sind Stressfaktoren, die einem Genusserlebnis entgegenstehen. Mindestens 60 Minuten Mittagspause empfiehlt daher der Qualitätsstandard für die Schulverpflegung.

Weitere Themen

Unterrichtsidee: Die Mensa-Checker
Methodenkatalog
Hintergrund: Ausgewogenheit